Lieber Niklas,
vielen Dank für Deine Zeilen. Die Ängste, die Du beschreibst, klingen sehr belastend. Ganz gerundlegend für die Beantwortung Deiner Frage ist ja, ob man überhaupt davon ausgeht, dass der Teufel als Gegenspieler Gottes existiert.
Ich selbst glaube nicht an den Teufel. Für mich ist dieses Wesen ein Konstrukt, weil Menschen sich nur schlecht vorstellen können, das Böse, das wir in der Welt erleben auch mit Gott in Verbindung zu bringen. Da fällt es macnhmal leichter all dies auf ein anderes Wesen zu projizieren, den Teufel als einem Gegenspieler Gottes.
Eines lässt mich hellhörig werden, wenn ich Deine Nachricht lese. Scheinbar warst Du, als Du in der 5. Klasse warst, noch nicht sonderlich überzeugt davon, dass es einen Teufel geben könnte. Zumindest vermute ich das, denn sonst hättest Du wahrscheinlich nicht im Spaß das Versprechen gegeben. Deine Unsicherheit, ob Du es nicht damals doch mit der Macht des Teufels zu tun hattest, kam, so lese ich das, erst mit der Zeit langsam, als Du eine Reihe von belastenden Erfahrungen gemacht hast und Dich von Gott verlassen fühltest.
Für mich ist die Erfahrung, sich von Gott verlassen zu fühlen, kein Erweis für das Wirken des Teufels. In Jer 23,23 ist zu lesen: "Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott der ferne ist?" Manchmal unerreichbar zu wirken und zu schweigen, ist eine Seite, die eben so zu Gott gehört wie seine zugewandte Liebe.
Nun musst Du für Dich selbst entscheiden, welche Antwort auf die Frage, ob es einen Teufel gibt, Dir plausibel erscheint. Falls Du meine Ansicht nicht teilen kannst, dann ist mir noch ganz wichtig Dir zu sagen, dass es auf Grundlage eines christlichen Blickwinkels auf Gott und die Welt, nicht denkbar ist, dass Deine Seele nicht mehr zu retten wäre. All das, was der Teufel ist (wenn es ihn denn gäbe), bzw. das Böse, ist ja durch die Auferstehung Jesu Christi überwunden. Einen solchen point of no return, vor dem Du Dich gerade so sorgst, kann es also bei Gott nicht geben. Wenn Du also nach dem Lesen meiner Zeilen noch weiter an die Existenz des Teufels glaubst, versuche wenigstens ihm nicht allzu viel Macht zu geben. Nichts und niemand kann dich für alle Zeit trennen von der Liebe Gottes.
Ich wünsche Dir sehr, dass Du wieder etwas optimistischer und befreiter auf Dein Leben schauen kannst. Vielleicht bietet es sich auch an, dass Du Dir dafür therapeutische Hilfe suchst, Jemand, der Dich ein wenig dabei begleitet, diese vielen bedrängenden Gefühle zu sortieren.
Herzlich
Katharina