Quantcast
Channel: evangelisch.de - Glaube und Theologie
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2360

Die Allversöhnungslehre in der evangelischen Kirche

$
0
0

Lieber Herr Vuletic,

wenn in dem Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, den Sie zitieren, steht, dass in der jüngeren evangelischen Theologie sich eine bestimmte Vorstellung durchsetzt, heißt das nicht, dass es sich hierbei um eine "offizielle Meinung der EKD" handelt. Vielmehr ist es die Darstellung einer theologischen Diskussion.

Die Einwände, die Sie gegen die Vorstellung einer Allversöhnung vorbringen, finden sich sämtlich auch in dieser Diskussion wieder. Die EKD ist nicht dazu da, Postulate aufzustellen, die dann verbindlich für die Gliedkirchen wären. Allerdings kann sie durch Denkschriften den Diskussionsprozess befördern und so Einfluss nehmen.

Eine "offizielle Lehrmeinung" wird die EKD nicht verkünden können oder wollen. Das widerspricht der Satzung wie dem evangelischen Verständnis insgesamt. Die EKD ist wie ihre Gliedkirchen an die Heilige Schrift und die kirchlichen Bekenntnisse gebunden.

Was die Allversöhnung angeht, so sind die theologischen Überlegungen hierzu in der Tat ausgesprochen interessant. Wenn man zum Beispiel das Jüngste Gericht als "Aufrichtung von Gerechtigkeit und Wahrheit" versteht (so der Theologe Wilfried Härle, in: Die Rede von der Liebe und vom Zorn Gottes, ZThK Beiheft 8/1990, 50-69), kann man sich der Vorstellung eines Gerichtes ohne doppelten Ausgang durchaus annähern.

Ich empfehle Ihnen in jedem Fall die Lektüre des Aufsatzes von Reinhard Hempelmann in dem Lexikon der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zum Stichwort Allversöhnung – doppelter Ausgang des Gerichts – Annihilation. Dort werden die verschiedenen Positionen kurz und verständlich dargelegt.

Herzlichen Gruß

Frank Muchlinsky


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2360